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Gesellschaft zur Förderung des Werkes von
Hans Friedrich Blunck e.V.

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Die Blunck-Gesellschaft trauert um ihr langjähriges Mitglied, den Architekturhistoriker und Kulturwissenschaftler Dr. Norbert Borrmann (1953-2016). Kurz vor seinem Tod stellte er uns dankenswerterweise seine Skizze zu Leben und Werk von Hans Friedrich Blunck zur Verfügung, die wir hier mit einer knappen inhaltlichen Ergänzung veröffentlichen.

 

Hans Friedrich Blunck – Eine Skizze zu Leben & Werk
von Norbert Borrmann

* 3.09.1888 Altona (seit 1937 Stadtteil von Hamburg); 1894 erstes Schuljahr Hausunterricht durch den Vater, danach Mittelschule Altona; 1898 Christianeum Altona, später Realgymnasium Altona; 1907 Abitur; 1908 Jurastudium in Kiel und Heidelberg, daneben in den ersten beiden Semestern Militärdienst; 1910 Referendarexamen und Promotion; 1911 Referendar am Amtsgericht Blankenese; 1914-1918 Teilnahme am Ersten Weltkrieg, zunächst bei der Küstenbewachung, dann Nachrichtenoffizier und Verbindungsmann der Beratungsbehörde zur flämischen Bewegung; 1918 Assessor; Ehe mit Emma Ruoff; Assessor im Handelsamt Hamburg; 1921 Regierungsrat in der Reichsfinanzverwaltung Hamburg; 1925 Syndikus der Universität Hamburg; 1928 Versetzung in den Ruhestand und Tätigkeit als freier Schriftsteller; 1932 Erwerb des Erbhofs Mölenhoff in Grebin/Holstein; 1933 Senator und 2. Vorsitzender der Deutschen Akademie der Dichtung; 1933-1935 Präsident der Reichsschrifttumskammer; 1935 Altpräsident der Reichsschrifttumskammer; 1936 Reichskultursenator; Mitbegründer des Eutiner Dichterkreises, Gründer und Präsident der Stiftung Deutsches Auslandswerk, seit 1940 deren Ehrenpräsident; 1945-46 Internierung; † 25.04.1961 Hamburg; Grabstätte: Hamburg-Ohlsdorf. Der Nachlaß befindet sich in der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek (Kiel), in der Universitätsbibliothek Kiel sowie in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg.

Blunck war das älteste von fünf Kindern des Rektors Ernst A. Blunck und seiner Frau Helene Blunck, geb. Schrader. Beide Eltern stammten aus Dithmarschen. Die Mutter war vor ihrer Ehe fünf Jahre in England und vier Jahre in Frankreich als Lehrerin tätig gewesen. Der vier Jahre jüngere Bruder Barthold Blunck (1892-1950), Exportkaufmann und Verlagslektor, war ebenfalls als Erzähler erfolgreich. In Bluncks erstem dichterischen Werk, dem Balladenbuch Nordmark (1912), klingt bereits ein Leitthema von ihm an: Die „nordische Renaissance“. Gemeint ist damit die Besinnung auf die Kultur und Geschichte Norddeutschlands, ja Nordeuropas, einschließlich Englands und Islands und die Hoffnung, daß diese in vielfacher Weise miteinander verbundenen Regionen friedlich zusammenwachsen mögen. Blunck nannte die Bevölkerung Nordwestdeutschlands, wobei er diejenige von Holland und Flandern miteinbezog, gern das „Reichsangelsachsentum“ und das Gebiet „Reichsniederlande“. Seine Kenntnis der mit dem Niederdeutschen verwandten flämischen Sprache führte dazu, daß Blunck im Ersten Weltkrieg Verbindungsmann zwischen der deutschen Besatzungsbehörde und der flämischen Bewegung wurde. In seiner Schrift Belgien und die niederdeutsche Frage (1915) sprach er sich für die Befreiung Flanders aus der belgisch-wallonischen Vorherrschaft aus und verwies auf die Gemeinsamkeiten mit dem niederdeutschen Raum. Das Buch und die Tätigkeit Bluncks in Flandern führten dazu, daß er unmittelbar nach dem Krieg von den Westmächten als „Kriegsverbrecher“ gesucht wurde und sich deshalb in Holland verstecken mußte, wo er seine spätere Ehefrau, Emma Ruoff, kennenlernte.

Blunck hatte vor und während des Ersten Weltkriegs noch weitere Bücher, so den Novellenband Feuer im Nebel (1912) oder den Roman Totentanz (1916) veröffentlicht, doch erst nach dem Krieg, in den kulturschöpferisch reichen 20er Jahren, entwickelte er sich zum Dichter mit einem ganz eigenen, unverwechselbaren Tonfall, der oft einen balladenhaften, sagenhaften Einschlag aufweist.

Den Auftakt dazu bildete die niederdeutsche Trilogie Stelling Rotkinsohn, Hein Hoyer und Berend Fock, die Blunck später unter dem Titel Werdendes Volk (1934) zusammenfaßte. Die einzelnen Bände erschienen dabei zunächst nicht in der Chronologie ihrer Handlung. Stelling Rotkinsohn. Die Geschichte eines Verkünders seines Volkes (1924) führt zurück ins 9. Jahrhundert. Im Mittelpunkt steht der Bauer, Seher und Gottsucher Stelling Rotkinnsohn, der den altheidnischen mit dem neuen christlichen Glauben zu verbinden trachtet. Hein Hoyer. Ein Roman von Herren, Hansen und Hagestolzen (1922) spielt im 15. Jahrhundert und handelt von einem niederdeutschen Kondottiere, der nach Aufruhr und Kampf zu einem verantwortungsvollen Staatsmann emporwächst. Berend Fock. Die Mär vom gottesabtrünnigen Schiffer (1923) berichtet von dem im 17. Jahrhundert lebenden Hamburger Schiffsherrn, der Gott lästert, in hundert Tagen nach Indien segeln möchte und dabei die ungeheuerlichsten Abenteuer erlebt. Das Motiv des fliegenden Holländers klingt hier an. Blunck bezeichnet von den drei Erzählungen die erste als Geschichte, die zweite als Roman, die dritte als Mär (Märchen), je nachdem, worin er ihren inhaltlichen Schwerpunkt sieht. Trotz dieser Freiheiten bilden die Erzählungen mit ihrem „balladischen“ Ton eine Einheit.

Ebenfalls als Trilogie erschienen die Erzählungen der Vorzeit, die Blunck 1934 als Urvätersaga herausgegeben hat. Sie enthält die Bände Gewalt über das Feuer. Eine Sage von Gott und Menschen (1928), Kampf der Gestirne (1926), Streit mit den Göttern. Die Geschichte Wielands des Fliegers (1926). Auch hier führt der zuletzt erschienene Band zeitlich am weitesten zurück. Blunck dringt in dichterischer Schau, aber auch unter Berücksichtigung vorgeschichtlicher Forschungen, in die Tiefen menschlicher Urzeit ein und beleuchtet Eis-, Stein- und Bronzezeit. Geschichte und Mythos vereinigen sich in der Urvätersaga zu einem „mythischen Realismus“. Zugleich stellt das Werk eine Pionierarbeit dar, da Blunck mit dem Rüstzeug seiner Zeit früheste Menschheitsgeschichte aufhellt.

„Am reinsten tritt aber das dichterische Talent Bluncks in seinen Märchen … zutage. Mit einer wahrhaft mythenschaffenden Kraft hat der Dichter hier eine ganze Welt von Halbwesen, von Roggenfrauen und Rauchkerlen, von Haselfrauen und Glockenweibern, von Buhmännern und Klabautern gestaltet, die ganz aus der Tiefe und Eindeutigkeit norddeutschen Wesens und norddeutscher Landschaft stammen und doch so klar und bestimmt sind, daß sie in die Phantasie des Volkes übergehen werden“ (Werner Mahrholz: Deutsche Literatur der Gegenwart. Berlin 1931, S.288). Mit seinen Märchen von der Niederelbe (1923, 2. Aufl. u. d. T.: Von Klabautern und Rullerpuckern) und den Folgebänden Von klugen Frauen und Füchsen (1926) sowie Sprung über die Schwelle (1931) dringt Blunck nicht nur in die sichtbare, sondern auch in die unsichtbare Welt ein und offenbart ihre magisch untergründige Schicht. Märchen lagen Blunck im Blut. Er war mit ihnen aufgewachsen, und was er als Kind gehört hatte, spann er als Erwachsener fort. Sein ebenso umfangreiches wie für die Zeit beispielloses Märchenschaffen hat er über die Jahre fortgeführt und später in drei starken Bänden zusammengefaßt: Neue Märchen. Von Blumen und Tieren, vom ZaubererTruhoved und vom Igel Stickelpickel (1951), Märchen. Von Liebe, Heimweh und mancherlei Schelmen (1952), Wundermärchen. Von klugen Frauen und Füchsen und allerlei Schalksvolk (1952).

Für Blunck war die gesamte Schöpfung beseelt. Überall, in Feld, Wiese, Wald und Fluß wirkten Wesen, und in seinen „Mären“ bevölkern sie sogar die Maschinen und treiben dort ihren Schabernack. In Mein Leben (1934) schreibt er: „ … wir wissen, daß uns Gesichte begegnen, die mit den Mitteln und der Kargheit dieser Welt nicht zu erklären sind, und dennoch aus einer Schicht herrühren, die uns nahe ist und für uns sorgt oder uns feindselig ist“ (S. 68). In Bluncks Werk halten heidnische Naturbeseelung und christliche Frömmigkeit einander die Waage. Sein Glaube erstarrt dabei nirgendwo zum Weltanschauungssystem oder zu steriler Dogmatik. Mit dichterischer Innigkeit wendet er sich gegen die drohende Weltentgötterung. – Bluncks lebenslange Beschäftigung mit Mythos, Sage, Märchen und Vorgeschichte stellt nicht zuletzt einen Versuch dar, den durch die Moderne verunsicherten und entfremdeten Menschen durch eine Rückbesinnung auf seinen Ursprung eine neue Verankerung zu bieten.

Trotz Bluncks Doppelbelastung durch juristische Tagarbeit und dichterische Nachtarbeit war das Jahrzehnt von 1918-1928 – bis zu seiner Versetzung in den freiwilligen Ruhestand – besonders ertragreich. Neben den aufgeführten Werken entstanden noch Gedichte, Balladen, Novellen und dramatische Arbeiten. Als Resultat von Reisen nach Süd- und Mittelamerika erschienen die beiden Auslandsromane Die Weibsmühle (1927) und Land der Vulkane (1929), die das Schicksal deutscher Auswanderer behandeln. In dem Roman Volkswende (1930), der inhaltlich etwa die Zeit von 1910-1930 behandelt, schildert Blunck, der selbst von der Jugendbewegung kam, den Aufbruch der Jugend vor dem Ersten Weltkrieg, die Hohlheit überlebter bürgerlicher Werte, den Krieg und die Wirren und Hoffnungen der Nachkriegszeit. Tendenziell fallen Bluncks Gegenwartsromane gegenüber seinen historischen Romanen, aber auch gegenüber seinen Märchen, Novellen und Balladen ab.

Als äußerst belastend für Blunck erwies sich im Nachhinein, daß er im November 1933 zum Präsidenten der neugeschaffenen Reichsschrifttumskammer (RSK) berufen wurde. Dabei wurde er nicht zuletzt deshalb mit diesem Posten bedacht, da durch seine Ernennung – Blunck trat erst 1937 der NSDAP bei –, die RSK vom Ausland günstiger wahrgenommen wurde. Außerdem besaß der Jurist Blunck für diese Aufgabe die nötige verwaltungstechnische Erfahrung. Gleichwohl wurde er im Oktober 1935 praktisch des Amtes enthoben, da er für Goebbels nicht radikal genug war. So hatte sich Blunck u.a. gegen die eingeforderte Ausgrenzung der Juden aus der RSK ausgesprochen und stattdessen ein „Konkordat“ für die Juden in Deutschland eingefordert. Nachfolger Bluncks in der RSK wurde der überzeugte Nationalsozialist Hanns Johst. Blunck schob man auf den „Ehrenposten“ eines Altpräsidenten der RSK ab (mit 47! Jahren). Daß Blunck kein Antisemit war, belegt u.a. eine Äußerung aus seiner autobiografischen Schrift Rückblick und Ausblick (1927), in der er über Dithmarschen, die Heimat seiner Eltern, der er sich selbst zugehörig fühlte, schreibt: „Ein Jahrtausend … ist zwischen uns der deutschjüdische Bürger seßhaft, ohne daß wir je zu antisemitischen Gebahren hätten Zuflucht nehmen müssen, das uns ein Zeichen von Armut scheint“ (S.13).

 

Ergänzung zur Skizze von Norbert Borrmann

Die oben beschriebene Idee eines “Konkordats” für die Juden in Deutschland, so eigenwillig wie bemerkenswert, zeigt den Abstand zwischen Blunck und dem NS-System. Ebensowenig war Bluncks ursprüngliche Vorstellung einer ständischen Neuordnung des literarischen Lebens mit dem totalitären Charakter des Nationalsozialismus vereinbar. Nachdem er seines Postens als Präsident der Reichsschrifttumskammer (1933–35) enthoben worden war, engagierte sich Blunck gleichwohl schon bald im Vorstand des von ihm ins Leben gerufenen Deutschen Auslandswerks (DAW, 1936–40). Hier schwebte Blunck eine Art europäisches Dichter-Netzwerk in Form von Freundschaftsgesellschaften vor, doch mußte er sich diesbezüglich mit Joachim von Ribbentrops anders gelagerten Interessen arrangieren, bis Blunck sich aus dem zunehmend von der SS dominierten DAW zurückzog.

Über viele Jahr hinweg partizipierend, agierte Blunck nicht als Nationalsozialist, aber im nationalsozialistischen Machtgefüge. Das DAW kann als Instrument der Gleichschaltungs- und Propagandapolitik gewertet werden, wobei Blunck zeitweilig als “Aushängeschild” des Systems fungierte. »Es fehlte ihm die Stärke zu schaden«, so Wilhelm Stapel rückblickend, »aber auch die Stärke zu mehr als einem geflüsterten Nein.«

Während des Zweiten Weltkriegs war Blunck 1940 in Frankreich, 1941/1942 dann in der UDSSR der Infanterie vor allem für Lesungen zugeteilt.

 

Dichterisch sind die 30er Jahre bei Blunck vor allem von drei, nach historischen Vorstudien entstandenen, geschichtlichen Romanen geprägt: Die große Fahrt (1934), König Geiserich (1936), Wolter von Plettenberg (1938). Das erste Buch mit dem Untertitel Ein Roman von Seefahrern, Bauern und Gottesmännern, berichtet von der Entdeckung Amerikas vor Columbus durch den Hildesheimer Seefahrer Diderik Pining. Die Thematik hatte Blunck bereits zuvor dramatisch als Land in der Dämmerung (1933) bearbeitet. Das Stück lief u.a. erfolgreich im Staatlichen Schauspielhaus in Berlin unter der Regie von Jürgen Fehling. Eine Erzählung um Geiserich und den Zug der Wandalen – so der Untertitel – schildert die Errichtung des nordafrikanischen Vandalenreiches unter dessen König Geiserich. In Wolter von Plettenberg. Deutschordensmeister in Livland wird ein dramatischer Abschnitt deutscher Ordensgeschichte wiedergegeben. Besonders dem Geiserich, aus dieser Gruppe das vielleicht überzeugendste, vor allem aber erfolgreichste Werk, wird aus gegenwärtiger Sicht vorgeworfen, den NS-Führergedanken zu verklären. Doch tatsächlich beschreibt Blunck Geiserich als einen nicht zur Selbstüberhebung neigenden, gottesfürchtigen Herrscher. Auch fehlt in dem Werk jegliche negative Zeichnung der übrigen, in Nordafrika und um das Mittelmeer lebenden Völkerschaften.

Im Jahr 1940 erschien der erste Holmenlandroman Die Jägerin. Ihm folgten noch die Bände Sommer im Holmenland (1943) und Die blaue Erde (1953). In diesen Romanen hat sich Blunck mitsamt seines 1932 erworbenen Hofes, dem Mölenhoff und dem dazu auf dem Holm (Hügel) 1936 errichteten stattlichen Wohnhauses, dem Mölenhoffhuus in Grebin/Ostholstein, selbst verewigt. Blunck tritt hier dem Leser in der Gestalt des Erich Odefey entgegen, das Dorf Grebin heißt Wöhrden, und das Mölenhoffhuus trägt den Namen Olensichten. Wie Blunck ist Odefey Bauer und Jäger, aber statt Dichter zu sein, betreibt er eine Kunsttöpferei, in der er alte Töpfertraditionen neu aufleben läßt und darüber Fachliteratur verfaßt. Bei Odefey/Blunck zeigt sich ein Merkmal des Dichters: Die – immer seltenere – Verbindung von Kunst und Leben. Blunck lebt das, worüber er schreibt. Zu den Stärken der Romane zählen die Landschaftsschilderungen: Sie sind eine Lobpreisung der fruchtbaren und anmutigen Landschaft Ostholsteins – des Holmenlandes – mit seinen Hügeln, Wäldern und Seen. Zugleich enthalten sie farbenprächtige Schilderungen des bäuerlichen Lebens, der Jagd und der Hege; denn ähnlich wie Hermann Löns verklärt Blunck die Natur nicht als dichterischer Sonntagsausflügler, sondern als jemand, der infolge des intensiven Lebens in ihr und mit ihr eine intime Kenntnis der Natur besitzt.

Das Jahr 1945 gestaltete sich für den Dichter als schicksalhaft: Blunck, dem man keinerlei Verfehlungen nachweisen konnte, wurde gleichwohl im Juli 1945 verhaftet und in das englische Konzentrationslager (Internierungslager) Godeland bei Neumünster gebracht, wo er bis Januar 1946 ausharren mußte. Außerdem mußte er eine Strafe von 10.000 RM zahlen, darüberhinaus wurden 30.000 seiner Bücher eingestampft.

Trotzdem setzte in den 50er Jahren eine gewisse Renaissance des Werkes von Blunck ein. Seine Arbeiten wurden u.a. auch in Buchklubs vertrieben. 1950-1956 erschienen die „Gesammelte(n) Werke“ in Einzelausaben (sog. Flensburger Ausgabe). Von den geplanten 25 Bänden konnten allerdings nur fünfzehn verlegt werden, darunter die neuen Romane Kampf um Neuyork (1951) und Die Sardens und der Besessene (1952). Die Thematik des ersten Romans war bereits 1938 unter dem gleichen Titel als dramatisches Spiel erschienen und 1941 als die episodische Erzählung Trauer um Jakob Leisler. Berichtet wird darin von dem Pfälzer Jakob Leisler, der zum Gouverneur von New York aufsteigt und bei den Auseinandersetzungen zwischen Holländern und Engländern vergebens um Frieden ringt und seinen Einsatz mit dem Tode bezahlen muß. Die Sardens und der Besessene ist z.T. eine Fortsetzung der Holmenland-Romane, doch führt hier die Romanhandlung rund um den Erdball. Zugleich enthält das Werk Bluncks Sicht auf das Dritte Reich. Von 1953-56 verlegte der Grazer Leykam Verlag Bluncks Novellen in drei umfangreichen Bänden. Sein Lebensbericht kam in den beiden Büchern Licht auf den Zügeln (1953) und in dem bereits ein Jahr zuvor erschienenen zweiten Band Unwegsame Zeiten heraus. Allerdings reichen die beiden Bände nur bis 1940. Der dritte Band, der die Jahre bis 1953 umfaßt, liegt nur im Manuskript vor und wird aktuell in den Blunck-Jahrbüchern veröffentlicht. Bluncks Sagenwerk erfuhr in diesen Jahren eine deutliche Erweiterung: Nachdem bereits 1938 die Deutsche(n) Heldensagen und 1941 und 1943 das zweibändige Versepos Sagen vom Reich erschienen waren, kamen nun – nach Küstenstrichen, Strömen und Gebirgszügen geordnet – in Nacherzählungen die Sagen vom Rhein (1957), die Elbsagen (1958), die Donausagen (1959), die Nordseesagen (1960) und die Alpensagen (1961) heraus. Nach dem Tode des Dichters erschienen noch die Ostseesagen (1989) und die Odersagen (1994). Bereits 1955 war eine Bearbeitung von Gustav Schwabs Die schönsten Sagen des klassischen Altertums veröffentlicht worden.

Die nahezu einhellige Aburteilung seines Werkes brauchte der 1961 verstorbene Dichter nicht mehr mitzuerleben. Sie setzte erst mit der 1968er Kulturrevolution ein. Bluncks kurzzeitige Präsidentschaft der RSK wirkt dabei wie ein Kainsmal. So bedarf es oftmals keiner Werkkenntnis mehr, um eine Werkverurteilung vorzunehmen. Exemplarisch sei hier auf die Illustrierte Geschichte der deutschen Literatur von Anselm Sulzer und Eduard Tunk verwiesen (Neubearbeitung und Aktualisierung von Claus Heinrich und Jutta Münster-Holzlar, Bd.4, Köln um 1985, S.367-368). Dort wird Blunck als mittelmäßig, epigonal, reaktionär-verstockt und irrational diffamiert. Bei der Werkbeschreibung offenbaren die Autoren aber ihre vollkommene Unkenntnis. Die Urvätersaga wird bei ihnen z.B. als „Hamburger Trilogie“ bezeichnet, während die Romane des Werdenden Volks umgekehrt als prähistorische Trilogie beschrieben werden. Wichtig scheint hier nur noch die gesellschaftlich erwünschte Gesinnung zu sein.

 

2015 Copyright by Norbert Borrmann